19.06.2020 Do-it-yourself - Lederpatschen
Patschen, wie man hierzulande sagt oder Puschen, wie die Dinger andernorts genannt werden – man könnte sie aber auch Hausschuhe nennen - sind eine wichtige Sache. Auf der einen Seite schützen sie den Fuß auf gewisse Weise vor Verletzungen durch allzu spitze Gegenstände, die eigentlich auf dem Fußboden nichts verloren haben, bringen aber doch dem Fuß eine gewisse Entspannung, wenn wir den ganzen Tag mit festen Schuhen unterwegs waren. Natürlich haben Lederpatschen auch ihren Preis und deshalb habe ich beschlossen, sie selbst herzustellen. Mein Modell ist übrigens mein Sohn, der immer eine gewisse Schwierigkeit hat, für seine zarten Füßchen ein entsprechendes Beinkleid zu finden.
Um eine entsprechende Vorlage zu haben, habe ich ihm einen seiner Schuhe stibitzt, den ich nun auf ein Blatt Papier stelle und mit einem Kugelschreiber nachzeichne. Ich erkenne recht bald, dass ich mit einem A4-Blatt nicht auskomme und besorge mir einen Bogen Packpapier. Das Ganze entwickelt sich aber als äußerst schwieriges Unterfangen, denn die Treter vom Junior sind vergleichbar mit einem Kanonenboot. Er scheint auch kürzlich eine längere Wanderung darin mitgemacht zu haben, denn der aufsteigende Odeur treibt uns die Tränen in die Augen. Ich entscheide mich daher, die letzten Bestände an Gummihandschuhen und Gesichtsmasken aus Corona-Zeiten zu verbrauchen und erhalte endlich einen Abdruck dieser Fußbekleidung. Nachgemessen und mit der Tabelle verglichen, … nicht glauben wollend… komme ich auf Schuhgröße 48… oh Mann!
Nun gut! Gehen wir daran, entsprechendes Leder zu besorgen. In der Meinung, dass die gegerbten Lappen bei einem Gerber sicher günstiger sind, als im Fachhandel, begebe ich mich zu einem solchen, der mir nach Schilderung meines Ansinnens mitteilt, dass Elefanten unter strengem Naturschutz stünden und er somit nicht dienen könne. Wir finden dann aber gemeinsam eine Kuh, die offenbar zumindest väterlicherseits einen Elefanten in der Familie gehabt haben muss und entscheiden uns dafür diese gegerbte Haut zu kaufen.
Es geht an den Zuschnitt und ich stehe bereits vor dem nächsten Problem, denn Leder schneidet man nicht so einfach mit der Papierschere. Wir besorgen uns eine wirklich scharfe Schneiderschere und zerstückeln das Ding entsprechend unseres Schnittes. Ergebnis: 4 Blasen an den Händen, weil trotz des scharfen Werkzeugs, war doch einiges an Kraftaufwand notwendig, um den zähen Lappen zu zerteilen. Doch schon stehen wir vor dem nächsten Problem, denn mit Frauchens toller Nähmaschine aus dem Diskontmarkt, kann man allerhöchstens den Riss in einem Hemd flicken, aber niemals 2 Lagen Leder nähen. Ich hole daher Omis alte Nähmaschine vom Dachboden und nachdem ich sie gefühlte 2 Stunden vom Dreck gereinigt habe, kann ich endlich beginnen, meine Einzelteile zu einem wundervollen Ganzen zusammen zu fügen.
In Ermangelung einer Stickmaschine und wegen der Zähigkeit des Untergrundmaterials verzichte ich auf die Gitarrenapplikation, die eigentlich auf den rechten Patschen gestickt werden sollte. Auf dem linken Patschen soll dann der Name aufscheinen und ich entscheide mich dafür, diesen mit einem Permanentmarker auf das Leder zu schreiben, weil mit einer Nadel ist kein Durchkommen.
Dummerweise verschreibe ich mich jetzt auch noch beim Namen, denn ich wollte ursprünglich "Olli" schreiben, entscheide mich aber kurzfristig doch noch für "Oliver" und stehe jetzt entsetzt vor meinem Werk mit dem Namen „OLLIVER“… oh Herr, gib mir Kraft….!
In der Hoffnung, dass es keinem auffällt, schließlich ist Sohnemann Brillenträger und auch sein lieb Mütterlein benötigt eine altersbedingte Sehhilfe, überreiche ich diese tolle Fußbekleidung meinem Sprössling. Dieser probiert sie gleich an, wahrscheinlich um mir eine Freude zu machen, die er durch seinen Gesichtsausdruck allerdings nicht wirklich rüberbringt… und ich stelle fest, dass die Latschen an ihm aussehen, wie Goofys Riesenlatschen oder das mittelalterliche Fußkleid eines Hofnarren, genannt Schnabelschuhe. Vermutlich habe ich mich da beim Schnitt ein klein wenig vermessen.
Das nächste Mal bestelle ich bei Mikulini, denn die können das wenigstens… auch wenn sie bei Größe 48 wahrscheinlich die Hände über den Kopf zusammenschlagen werden.
18.05.2020 Do-it-yourself…. wir bauen uns ein Hausbett:
Um ein solches Projekt in Angriff nehmen zu können, brauchen wir in erster Linie einmal einen Plan. Pläne sind wichtig, denn ohne Plan kann man einfach nicht arbeiten. Ob es nun um die richtigen Maße geht, die wir aus dem Plan herauslesen können oder darum unserem Partner zu zeigen, wie das Ding später mal aussehen soll oder einfach nur um den erstellten Plan wieder zu verwerfen, ohne Planung geht gar nichts. Und so setze ich mich an meinen Schreibtisch, betrachte das Blatt Papier vor mir und bin eigentlich recht ratlos, denn ich hab keinen Tau, wie groß das Ding werden soll, geschweige denn, wie ein Hausbett überhaupt aussieht. Hausbett? Ein Bett in einem Haus oder eher ein Bett, das wie ein Haus aussieht? Nun diese Frage lässt sich ja recht einfach klären. Ein Blick ins Internet und schon sind wir wieder um einiges gescheiter und wissen sogar, dass diese Hausbetten einen Bestandteil der Montessori-Erziehung darstellen. Weiters haben wir gelernt, dass das vermeintliche Haus eigentlich nur in seinen Konturen angedeutet ist. Das bedeutet wir benötigen jede Menge Vierkanthölzer, allerdings mit unterschiedlichen Querschnitten.
Da das Bett dem Sprössling eine ziemliche Weile dienen soll, nehmen wir mal eine Länge von 2 Metern an. Um keine Schwierigkeiten beim Matratzenkauf zu haben, entscheiden wir uns für eine Breite von 90 cm. Mittlerweile haben wir einiges an Papier verbraucht, denn wir sind uns immer noch nicht sicher, ob wir das Bett im Grundriß oder im Aufriß darstellen sollen bzw. ist es schon eine Weile her, dass wir uns mit Papier, Bleistift und Lineal betätigt haben. Eines ist allerdings sicher, Beine braucht unser Bett nicht, denn der Sprössling soll ja bequem in das Möbelstück klettern können ohne gar eine Aufstiegshilfe zu benötigen.
Der Plan ist also erstellt und wir begeben uns frischen Mutes in den Baumarkt, um dort das nötige Baumaterial zu kaufen… und vielleicht das eine oder andere Werkzeug… wir lieben Werkzeug und haben auch eine gehörige Sammlung, allerdings finden wir die Hälfte nicht, denn sowohl Kind Nr. 1 als auch Kind Nr. 2 und der liebe Schwiegersohn borgen ständig irgendwelche Teile, die dann interessanterweise den Weg in die heimische Werkstatt nicht mehr wiederfinden. Wir verbringen also einen angenehmen halben Tag im Baumarkt, einerseits um einen Verkäufer zu finden, der für die angebotenen Waren im Regal zuständig ist, andererseits beim Holzzuschnitt, wo uns mitgeteilt wird, dass die benötigten Vierkanthölzer bestellt werden müssen und frühestens in einer Woche zu haben sind. Ein wenig pikiert bestellen wir das Holz und finden uns in der drauffolgenden Woche wieder ein, um uns mit den Hölzern gehörig abzuschleppen. Erst zuhause stellen wir fest, dass wir einen wichtigen Teil vergessen haben und wir neuerlich unsere Freunde im Baumarkt bemühen müssen, wenn wir sie nur finden würden.
Nach einer weiteren Woche - prompt mussten wir auch das fehlende Teil wieder bestellen - beginnen wir mit der Arbeit. Die Vierkanthölzer erscheinen uns jetzt im Original zwar ein wenig klobig, dafür halten sie aber einiges an Gewicht aus. Bereits nach 10 Minuten müssen wir bereit seine verletzungsbedingte Pause einlegen, denn wir sind barfuß auf eine Schraube getreten, die sich zwar nicht in unseren Fuß gebohrt hat, aber trotzdem schmerzt uns der Huf und wir winden uns wie ein Wurm am Boden.
Schon bald haben wir das Grundgerüst zusammengesetzt, das wir mit allerlei Zwingen, Schnüren und Bändern in Form halten, bis wir die Verbindungen verleimt und verschraubt haben. Nach einem kurzen Intermezzo
mit der Angetrauten, die bereits zum dritten Mal nachfragt, wann wir denn endlich fertig sind und der wir umständlich erklären, dass es für
alle Parteien besser wäre, denn Raum zu verlassen, da jede weitere Störung dazu führen könnte, dass wir die Länge des Bettes neu
berechnen müssen, weil der Sprössling mittlerweile nicht mehr hineinpasst.
Kurz darauf tanzen wir durch den Raum, weil wir uns bereits zum wiederholten Mal mit dem Hammer auf die Pfote gedroschen haben, was
dazu führt, dass unser Daumen mittlerweile das Maß des Vierkantholzes angenommen hat und sich eigentlich nur mehr durch die Farbe
von diesem unterscheidet.
Endlich fertig, stehen wir vor einem windschiefen Etwas, das mehr nach Unterschlupf eines Waldläufers als nach Hausbett aussieht,
müssen wir einmal mehr zur Kenntnis nehmen, dass wir nicht zum Handwerker sondern eher zum Denker geboren sind, worauf das Gestell
auch schon zusammenfällt und uns ein Teil prompt am Kopf trifft und wir in Sekundenschnelle einem Einhorn ähneln!
Mit schmerzverzerrtem Gesicht nehmen wir unseren Plan, zerreißen ihn wuterfüllt in tausend Stücke, stopfen die Vierkanthölzer mit
einem höhnischen Lächeln in den Allesbrenner, nachdem wir unsere letzte Energie in das Schwingen einer überdimensionalen Axt gesteckt
haben. Ein letzter verächtlicher Blick auf die gierigen Flammen und wir setzen uns zum Computer, wo wir im Internet bei Mikulini ein Hausbett finden, das unseren Ansprüchen gerecht wird und das wir mit einem Gefühl von innerer Befriedigung kaufen! Zu den Hausbetten -->